Renatus Deckert las aus den Tagebüchern „Victor Klemperers“ für die Klassen 9 und 10

Am 9. Mai ergab sich für unsere Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 10 die Gelegenheit an einer besonderen Lesung teilzunehmen: Renatus Deckert trug Auszüge aus den Tagebüchern von Victor Klemperer vor.

Eingestimmt auf das zu erwartende ernste Thema wurden die Schüler der 9. und 10. Klasse bereits durch ein vor dem Veranstaltungsraum aufgehängtes Plakat. Auf diesem Mahnen – aus Anlass des 80. Jahrestages der nationalsozialistischen Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 – die  berühmten Worte Heinrich Heines : „Da wo Bücher verbrannt werden, werden auch Menschen verbrannt“.

Mit dem Beginn der Lesung wurde es schnell ruhig, das Thema ist ernst und lädt zum Nachdenken ein. Renatus Deckert beginnt mit fester Stimme und klaren Worten. Aufmerksam folgen die Schüler seinen Worten.

Renatus Deckert berichtet über seine persönlichen Motive, warum er diese Lesungen anbietet:

Nach der Maueröffnung 1989 hatte der Großvater Deckerts den Nachlass von Victor Klemperer zur Sichtung vorgelegt bekommen.  Nach einer zeitaufwendigen Sichtung der losen Tagebuchblätter Victor Klemperers konnten diese 1995 in zwei Büchern veröffentlicht werden. Renatus Deckert selbst empfindet die Lesungen in Schulen als Weiterführung der Arbeit seines Großvaters. Bevor die eigentliche Lesung beginnt, erläutert Renatus Deckert, wer Victor Klemperer war?

Victor Klemperer (1881-1960) – der Sohn eines jüdischen Rabbiners – wuchs in Berlin auf und konvertierte durch Taufe 1912 zum Protestantismus. Ab 1920 lehrte er Romanistik an der Technischen Hochschule Dresden. 1935 wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen.

Das bekannteste Werk aus dem Nachlass Victor Klemperers ist „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebuch 1933-1945“. Der Titel wurde nach seinem Tod von den Herausgebern gewählt, sagt aber viel über seine Motivation aus, das Tagebuch zu schreiben. Er wollte alles, was er erlebte, beobachtete und fühlte, zeitnah niederschreiben, um nichts zu vergessen. Wäre das Tagebuch in die Hände der Nationalsozialisten gefallen, hätte dieses womöglich sein Todesurteil bedeutet.

Victor Klemperer dokumentiert, wie die jüdische Bevölkerung im 12 Jahre währenden 3. Reich systematisch entrechtet wurde. Deckert wählt dazu chronologisch Ausschnitte der Aufzeichnungen aus, die den Schülerinnen und Schülern das Leben Victor Klemperers und seiner Frau Eva näherbringen: „Eva Klemperer gilt den Nazis als „arisch“. Das rettet ihm das Leben. Sie wird angespuckt und geschlagen, aber sie steht zu ihm.“ (Bettina Althoff)

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