In den letzten Wochen hatte sich die 10a intensiv mit der Geschichte Russlands auseinandergesetzt. „Russland – ein Imperium im Wandel“ ist neben der Beschäftigung mit China und der Türkei eins der neuen Themen im Bildungsplan Geschichte. Als Abschluss der Unterrichtseinheit: „Das Russländische Reich und die Sowjetunion“ hatte die 10a die Möglichkeit an einer deutsch-russischen Online-Geschichtsstunde teilzunehmen.
Unter dem Motto: „Geschichte des 20. Jahrhunderts: Erinnerungskulturen und Orte der Erinnerung in Deutschland und Russland“ traf sich am 12. April 2021 die 10a mit Schüler*innen, Studierenden, Lehrer*innen und Dozent*innen aus Jekaterinburg.
Bereits das Datum, 12. April, ist ein sehr wichtiger Tag für die russische Geschichte. Der 12. April ist in Russland ein Gedenktag: Der Tag der Kosmonautik; am 12. April 1961 flog Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum. Dieses wichtige Ereignis jährte sich dieses Jahr zum 60. Mal. Aus diesem Grund stellten Schüler*innen und eine Lehrerin der Privatschule „Indra“ aus Jekaterinburg vor, welchen Beitrag die Uraler Region an der Raumfahrt hat und welche Projektaktivitäten zum Thema Raumfahrt in der Schule Indra regelmäßig angeboten und durchgeführt werden.
Der Fokus unserer deutsch-russischen Geschichtsstunde lag aber weniger auf der Raumfahrt. Wir setzten uns stärker mit Themen auseinander, die einen deutsch-sowjetischen Bezug haben: Deshalb stellten Schüler*innen der 10a in einem Video eine kurze Geschichte der Russlanddeutschen vor, das Video thematisierte u.a. das schwere Schicksal der Russlanddeutschen während des zweiten Weltkriegs in der Sowjetunion.
Auch in Jekaterinburg wurden zur Vorbereitung auf die deutsch-russische Geschichtsstunde Präsentationen erstellt. Durch ein liebevoll erstelltes Video lernten wir, dass es in Jekaterinburg mehrere Straßen gibt, die nach Deutschen benannt sind. So kann man in Jekaterinburg bspw. in der Clara-Zetkin-Straße oder auch in der August-Bebel-Straße wohnen. Die deutschen Straßennamen Jekaterinburgs sind ein interessantes Potpourri der deutschen Arbeiter*innenbewegung.
Zwei Schülerinnen der 10a hatten sich im Vorfeld mit deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion auseinandergesetzt und dazu eine Präsentation erstellt. Im Anschluss an die Präsentation wurde noch über den Kriegsgefangenen Helmut Kölle berichtet, der in russischer Kriegsgefangenschaft russisch gelernt hatte und später sich als Lehrer in Baden-Württemberg dafür einsetzte, dass Russisch als Schulfach an manchen Gymnasien angeboten wurde.
Eine Studentin der staatlichen pädagogischen Hochschule in Jekaterinburg stellte die Aktivitäten der studentischen Suchgruppe Styx vor. Studierende dieser Gruppe suchen in den Wäldern nördlich von St. Petersburg nach Resten von Gefallenen des finnisch-sowjetischen Kriegs. Bei ihren zahlreichen Suchen haben sie bereits einige soldatische Erkennungsmarken gefunden und konnten Angehörige der Gefallenen ausfindig machen.
Ein Schüler der 10a hielt zum Schluss der deutsch-russischen Geschichtsstunde einen Vortrag zum Thema: die Heimkehr der 10 000. Er hatte sich zuvor mit den Heimkehrern aus sowjetischer Gefangenschaft und dem Verband der Heimkehrer beschäftigt. Er thematisierte u.a., dass Ehemänner und Söhne, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten, oft große psychische Probleme hatten, worunter die Familien zu Hause sehr leiden mussten. Sein Fazit, dass der Krieg Menschen zerstört und verändert gilt für alle Kriege und Nationen.
Leider mussten wir nach dieser Präsentation die Geschichtsstunde beenden, gerne hätten wir noch Zeit für Fragen gehabt. Die deutsch-russische Geschichtsstunde war auf jeden Fall erfolgreich und wir hoffen auf weitere Fortsetzungen mit Gelegenheit unsere Frage loszuwerden und zu lernen, welchen Stellenwert Geschichtsunterricht in unseren Ländern jeweils hat, wie an wichtige Ereignisse erinnert wird und welche Ereignisse für die Beziehungen unserer Länder ausschlaggebend sind.
Carmen Bohner