Mobbing & Du – Schau hin und nicht zu!

Neues Programm gegen psychische Gewalt am FPGZ

Unter dem Motto „Schau hin und nicht zu“ haben die Baden-Württemberg Stiftung und das Universitätsklinikum Heidelberg ein gemeinsames Programm gegen Mobbing an Schulen entwickelt.

Kinder verbringen rund ein Drittel ihrer Zeit, in der sie wach sind, in der Schule. Viele von ihnen gehen gerne dorthin, sie erzielen Lernfortschritte und empfinden das Klassenzimmer als einen Ort des Miteinanders und der Freude. Andere fühlen sich dort hingegen gar nicht wohl, sie haben ein mulmiges Gefühl und Angst vor dem Schulbesuch. Und das liegt meistens an einem problematischen Phänomen: dem Mobbing unter Kindern und Jugendlichen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg und die Baden-Württemberg Stiftung haben es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv gegen Mobbing vorzugehen. Dazu haben Fachleute aus Psychologie, Medizin und Pädagogik das neue Programm Mobbing&Du – schau hin und nicht zu entwickelt.

Aktuelle Studie verdeutlicht Bedeutung von Mobbingprävention

„Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Heidelberg, die kürzlich in einer der führenden internationalen Fachzeitschriften für Kinder- und Jugendpsychologie und -psychiatrie veröffentlicht wurde, stimmt zuversichtlich“, erklärt der Projektleiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg, Prof. Dr. med. Michael Kaess: „Unsere Daten von knapp 5.000 Schülerinnen und Schülern zeigen zwar, dass der Beginn einer Mobbingproblematik mit einer Zunahme psychischer Probleme einhergeht. Umgekehrt geht die psychische Problembelastung der Betroffenen aber auch wieder zurück, wenn das Mobbing gestoppt werden kann. Durch schulbasierte Mobbingprävention konnten auch Selbstverletzung und Suizidversuche verhindert werden.“

„Die Coronapandemie und ihre Auswirkungen haben viele Herausforderungen im schulischen Alltag vorübergehend in den Hintergrund gerückt. Sie sind deshalb nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. Mobbing ist und bleibt ein Problem, da die Betroffenen sehr häufig unter den Folgen leiden. Umso wichtiger ist es nun, da der Unterricht wieder in Präsenz stattfindet, dieses
Thema ernst zu nehmen und mit unserem neuen Programm entgegenzuwirken“, sagt der Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, Christoph Dahl.

Derzeit wird in Deutschland laut einer Studie des HBSC-Studienverbunds Deutschland (Health Behaviour in School-aged Children) eines von zehn Kindern gemobbt. In der Schule kommt Mobbing noch immer dreimal so häufig vor wie im Internet und über Messengerdienste. Mobbing tritt in allen sozialen Schichten und Schulformen auf und wirkt sich der PISA-Studie zufolge negativ auf das gesamte Schul- und Lernklima aus. Lehrkräfte fühlen sich durch das Thema oftmals überfordert, weil sie im Umgang damit keine Strategien haben. Die Betroffenen werden einsam und sie verlieren den Glauben an sich selbst. Rund ein Drittel von ihnen entwickelt psychische Folgestörungen wie zum Beispiel Depressionen, Ängste und selbstschädigendes Verhalten bis hin zu Suizidalität.

Jede und jeder kann etwas gegen Mobbing tun

Um Mobbing adäquat zu begegnen, wurde das Präventionsprogramm Mobbing&Du – schau hin und nicht zu initiiert. Es basiert auf langjähriger Erfahrung im Bereich schulbezogener Mobbingprävention und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und folgt dem Grundgedanken, dass jede und jeder Einzelne bei Mobbing eine Rolle hat und zugleich auch etwas dagegen tun kann – indem man hin- und nicht zuschaut! Das Programm arbeitet mit allen Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 5 bis 9. Es befähigt sie, Mobbing zu erkennen, zu beenden und zu verhindern. Indem die gesamte Schule einbezogen wird, soll Mobbing langfristig und nachhaltig reduziert werden.

Mobbing&Du verwendet einen „Blended Intervention“-Ansatz, der die Vorteile von analogen Präsenzveranstaltungen und digitalem E-Learning kombiniert. Die Bausteine für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, wie E-Learning Kurse, Klassenstunden und Interventionskonzepte im Mobbingfall, werden im ersten Jahr an der Schule eingeführt und in den Folgejahren weiter ausgebaut.

Weitere Informationen und Kontakt:
Forschungsgruppe „Mobbingprävention“
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Universitätsklinikum Heidelberg
Tel.: 06221 56-32210
E-Mail: info@mobbing-und-du.de
https://info.mobbing-und-du.de

Eine Informationsmappe zum Programm ist auf der Programm-Homepage abrufbar.

Informationen für Eltern

Text: Pressemitteilung der Baden-Württemberg Stiftung