Was die kulinarischen Vorlieben betrifft, unterscheiden sich die Tschechen nicht wesentlich von den Schwaben: Sie essen gerne Fleisch und mögen es deftig.
Die tschechische Küche war ein interessanter Aspekt, den uns Šimon, unser diesjähriger Gastschüler unserer langjährigen Partnerschule, dem Gymnázium Matyáse Lercha in Brünn, vorstellte. Fleisch, Sauerkraut und Knödel (Knedlo-Vepro-Zelo oder Svíčkovà) – allerdings eher die böhmischen Knödel, die in Scheiben serviert werden – sind Bestandteile der beliebten Nationalgerichte. Šimon brachte uns den beliebten, selbstgemachten Kartoffelsalat mit, der in Tschechien mit Mayonnaise, Möhren, Essiggürckchen und gekochten Eiern zubereitet und gerne Zu Weihnachten gegessen wird. Auch sehr lecker…
Zu Beginn sang uns Šimon seine Nationalhymne, die vom Heimatland, von der Natur und der Schönheit Tschechiens handelt, vor. So waren wir gleich eingestimmt.
Dort leben in den Regionen Böhmen, Mähren und Teilen Schlesiens knapp elf Millionen Einwohner. Diese Aufteilung stammt von den historischen Eroberungen. Nachdem Kelten und Germanen dort siedelten, kamen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet. Später gehörte es zum Reich der Habsburger und wurde schließlich nach dem Ersten Weltkrieg ein demokratischer Staat, die Tschechoslowakei. Nach einigem Hin und Her spaltete sich schließlich Tschechien im Jahre 1993 friedlich ab.
Šimon stellte uns außerdem die beeindruckende Natur des Landes vor, die mit rund 40% in Form eines Nationalparks geschützt wird. Es gibt zahlreiche Berge, wie die Scheekoppe mit 1603 Metern, das Adler- und Riesengebirge oder die Prachauer Felsen, besonders markant durch Felsenstädte aus Sandstein. Viele Wälder mit Wanderwegen, Flüsse wie die Moldau und eindrucksvolle Schlösser, beispielsweise in Prag oder die Burg Karlstein unweit der Hauptstadt, prägen die Landschaft. Die Macocha-Schlucht ist besonders erwähnenswert. Diese ist die tiefste in Mitteleuropa und durch den Einsturz eines Felsengewölbes entstanden. Der Legende nach heißt es, dass eine böse Stiefmutter ihr Stiefkind in die Schlucht stieß und ihm sofort nachsprang. Das Kind wurde jedoch gerettet. In stürmischen Nächten höre man immer noch die aus der Schlucht herausgehende Klage der weinenden Stiefmutter…
Bekannt, aber kein Ort des Massentourimus, ist die Stadt Telč, dessen Fassaden als Kulisse für zahlreiche Filme dienten. Auch Pilsen ist ebenso als malerische Stadt und besonders durch das Pilsner Urquell bekannt. Bier ist das Nationalgetränk Tschechiens: 180 Liter pro Kopf sollen jährlich konsumiert werden, in Deutschland errechnete man einen Pro-Kopf-Verbrauch von 92 Litern. Allerdings muss man 18 Jahre alt sein, um es öffentlich zu trinken.
Auch Traditionen spielen in Tschechien eine große Rolle, wie beispielsweise der Nationalsport Eishockey, Fußball oder Paddeln. Aber auch die sogenannte pomlázka ist sehr beliebt: Neben den bemalten Eiern wird an Ostern eine aus Weidenzweigen geflochtene und mit bunten Bändern geschmückte Rute hergestellt. Am Ostermontag gehen die Männer von Haus zu Haus und peitschen die Frauen, die dadurch Lebenskraft und Stärke bekommen sollen. Oftmals wird auch ein Lied dazu gesungen. Weihnachten ist auch ein sehr wichtiges Fest und wird ähnlich wie bei uns gefeiert. Bereits am 05. Dezember kommt der Weihnachtsmann und eine Tradition ist das Apfelschneiden. Man schneidet einen Apfel durch und die Anordnung der Kerne deutet die Zukunft: Erscheint ein Stern, wird es ein gutes Jahr.
Děkuji pěkně, Šimon! ‘Danke, Šimon!’
Text und Bilder: Frau Bacher