Julius, unser vierter Gastschüler aus Litauen seit Bestehen der IFC, stellte uns beim letzten interkulturellen Nachmittag dieses Schuljahres seine Heimat vor.
Litauen ist mit der Hauptstadt Vilnius der südlichste der drei baltischen Staaten, neben Lettland und Estland, und rangiert mit drei Millionen Einwohnern auf dem 142. Platz im Hinblick auf die Bevölkerung und auf dem 124. Platz, was die Größe betrifft. Das Land grenzt an die Ostsee, Lettland, Belarus, Polen und die Exklave Kaliningrad.
Seine erste Erwähnung fand es 1000 vor Christus und war später Großfürstentum. Später wurde es als Polen-Litauen Teil der Realunion. Nach einer weiteren Teilung Polens fiel sein Gebiet im Jahre 1795 Russland zu. Preußen verlor auch seinen Anteil an Russland, bis Litauen 1918 im Akt der Unabhängigkeitserklärung Litauens zur souveränen Republik wurde. Im Jahre 1940 wurde es jedoch Teil der Sowjetunion und schließlich 1990 unabhängig. Viele Bürgerinnen und Bürger verließen ihr Land, um im Westen freier zu leben. Die Singende Revolution trug entscheidend zur Autonomie bei und ist der Zeitabschnitt zwischen 1987 und 1991, ein friedlicher Kampf um die Wiedererlangung der Unabhängigkeit der baltischen Staaten. Litauen trat dann 2004 in EU ein.
Natürlich ist auch dieses Land neben einigen interessanten Monumenten wie der Burg von Trakai, inmitten eines großen Sees gelegen und im Mittelalter die einzige auf dem Wasser erbaute Burg Osteuropas, von viel Kultur und Traditionen geprägt. Dabei spielen polnische, russische und deutsche Einflüsse eine große Rolle, letztere eher im Memelland. Architektonisch fallen hier die vielen Backsteingebäude ins Auge des Betrachters.
Auch im religiösen Bereich finden wir interessante Strömungen. Teilweise gibt es einige orthodoxe Kirchen, Relikte aus der Zarenzeit, aber auch christliche Gotteshäuser, da Litauen als letztes europäisches Land den christlichen Glauben annahm. Aber auch der Paganismus ist durchaus noch
verbreitet. Es handelt sich um eine abwertende und polemische Kennzeichnung von religiösen Formen, die nicht im Zusammenhang der christlich-jüdischen Überlieferung oder Kultpraxis stehen oder einen solchen Kontext selbst ablehnen.
Außerdem gibt viele traditionelle Kostüme, getragen bei Musikveranstaltungen und traditionellen Tänzen, Folklore und Volksliedern (Dainos), die nicht nur mythologische Inhalte haben, sondern oft auch an historische Begebenheiten erinnern. So gibt es neben romantischen Liedern auch Hochzeits-, Arbeits- und Kriegslieder.
Ein bekanntes Fest ist Midsommar – es findet am 24. Juni statt. Hier wird gesungen, gegessen, über das Lagerfeuer gesprungen und junge Frauen waschen ihr Gesicht mit frischem Tau am Morgen. Es gibt auch schwimmende Blumenkränze und Girlanden auf dem See.
Julius ließ uns auch in den Bereich der Kulinarik einblicken. Viele Gerichte sind aus einfachen Zutaten hergestellt. In der litauischen Bauernküche sind unter den Gemüse- und Obstsorten Kartoffeln, Kohl, Möhren, Rüben, Äpfel und Birnen verbreitet, aber auch Beeren, Pilze und Wildkräuter haben einen bedeutenden Einfluss.
Die pinkfarbene Suppe Šaltibarščiai ist ein tolles Gericht für heiße Tage. Rote Beete, Kefir, Gurken, Rahm und Dill werden gemixt. Fügt man dem allen noch gekochte Eier hinzu, wird die leckere Speise zum absoluten Sommer-Hit. Cepelinai sind genauso beliebt: weiche, mit Fleisch gefüllte Kartoffelklöße werden mit Speck, Pilzen und ein wenig Sour Cream serviert.
Julius erzählte uns auch von den vielen westlichen Produkten wie Bananen und Kiwis, die einfach im Zeitalter des Kommunismus nicht bekannt waren. Inzwischen haben sich in Litauen große deutsche Unternehmen niedergelassen, es gibt einen regen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch, was auch an der Verbreitung der deutschen Sprache erkennbar ist.
Viele Jugendliche erlernen Deutsch und pflegen somit einen guten Kontakt zu unserem Land. Sehr schön, Julius!
Text und Bilder: Frau Bacher