Am Donnerstag, den 22. Februar, nutzten einige Schülerinnen und Schüler der Deutsch-Basiskurse 12 die Gelegenheit, um sich mit dem Besuch des Theaterstücks „Woyzeck“ im Wilhelma-Theater auf die nächste Lektüre einzustimmen. Begleitet wurden sie von den Lehrerinnen Frau Lang, Frau Kluge-Rottmann und Frau Rieger.
Unsere Plätze ganz oben im 2. Rang versprachen eine gute Sicht auf die Bühne, wenngleich man dafür erst einmal einige Treppen nach oben bewältigen musste.
„Woyzeck“ ist ein Dramenfragment, weshalb allein die Anordnung der einzelnen Szenen zu diskutieren ist und im Unterricht noch einmal thematisiert werden kann.
So begann diese Inszenierung nicht wie in der Reclam-Ausgabe mit der Szene auf dem freien Feld sondern wir lernten hier bereits die Figur des Doktors und sein absurdes Erbsen-Experiment kennen, dem der Protagonist Woyzeck (mehr oder minder freiwillig) zum Opfer fällt.
Besonders an dieser Inszenierung war vor allem die Tatsache, dass nur drei Personen – zwei Männer und eine Frau- die Figuren spielten. Darüber hinaus spielten teilweise drei Personen gleichzeitig ein und dieselbe Figur, was insbesondere gut zur Figur Woyzeck passte. Seine innere Zerrissenheit wurde so für den Zuschauer fast spürbar, zumindest aber sichtbar.
Die Schülerinnen und Schüler hatten zuvor das Drama noch nicht gelesen, sodass es für sie teilweise schwierig war, der Handlung zu folgen. Allerdings diente es auf jeden Fall dazu, einen ersten Überblick über die Themen des Dramas zu erhalten. Nicht zuletzt ist Woyzeck auch eine unglückliche Liebesgeschichte, worauf in dieser Inszenierung ein Schwerpunkt gelegt wurde.
So litten wir mit Woyzeck, der aus Eifersucht (?) unverschuldet (?) zum Mörder wird und Marie, die letztlich Opfer eines Femizids wird – nicht nur in Bezug auf dieses Thema ist das Stück aus dem Jahr 1836/37 auch heute noch aktuell.
Woyzeck wurde darüber hinaus sehr eindrücklich als Figur dargestellt, die unter dem Zwang gesellschaftlicher Konventionen und Umstände steht und auch daran zugrunde geht.
Als Zuschauer hat man die Wahl, wie man sich gegenüber Woyzeck positioniert: man kann ihn als tragische Figur bedauern und Mitleid empfinden, man kann über ihn lachen und ihn als Witzfigur bezeichnen und man kann ihn sicher auch hassen, dafür, dass es kein Happy-End gibt und er sich am Ende selbst um Marie beraubt.
All diese Empfindungen regte der Theaterbesuch an und nun gilt es im Unterricht der nächsten Wochen die Themen des Dramenfragments zu besprechen, sodass sich nach vollständiger Lektüre und Auseinandersetzung damit jeder Schüler und jede Schülerin ganz individuell sein bzw. ihr Urteil zum Drama und zur Figur Woyzeck machen kann.
Text und Bild: Fr. Rieger