Telmen, unser dritter Gastschüler seit Bestehen der IFC, nahm uns auf eine spektakuläre Reise in sein Heimatland mit.
Er berichtete uns, dass sein Land auf Platz siebzehn in Bezug auf seine Größe rangiert und fast viermal so groß wie Deutschland ist. Allerdings leben lediglich drei Millionen Menschen dort, was es zu dem am dünnsten besiedelten Staat der Erde werden lässt.
Telmen führte uns zu Beginn seines Vortrags in die Administration des Landes mit 21 Provinzen und verschiedenen Stämmen sowie in die Geschichte ein. Der Name der Mongolen stammt von der chinesischen Tang-Dynastie, die wie die Liao-Dynastie das Territorium der heutigen Mongolei über mehrere Jahrhunderte hinweg beherrschte. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts kam Temüdschin, ein Großkhan, auch unter dem Namen Dschingis Khan bekannt, um das Reich zu beherrschen. Er war auf eine streng hierarchische Führung sowie auf eine gut ausgebaute Armee mit jungen und alten Menschen aus allen Stämmen kommend bedacht. Einer seiner Nachfolger war Kublai Khan, unter dem das Mongolische Reich seinen Höhepunkt erreichte.
Danach folgten Konflikte mit Japan und dem Chinesischen Kaiserreich. Auch die chinesische Qing-Dynastie und Russland übten großen Einfluss auf die Mongolei aus. Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte der buddhistische Herrscher Bogd Khan, später von der Sowjetunion abhängig. Seit Beginn der 90er ist die Mongolei frei vom Kommunismus und eine parlamentarische Demokratie.
Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt in den fünf größten Städten, vor allem in Ulaanbaatar, der Hauptstadt, wo auch Telmen mit seiner Familie wohnt. Die Landwirtschaft und die Viehzucht mit der weltbekannten Herstellung von Kaschmir spielt eine große Rolle für die Wirtschaft der Mongolei. Kaschmir, ein Erzeugnis der Kaschmirziege, ist eine der wertvollsten und teuersten Naturfasern.
Die Nomadenvölker, die im Hinterland in Steppen und Wüsten, wie der berühmten Wüste Gobi, leben, wohnen in Jurten. Das sind aus Naturmaterialien hergestellte, runde Hütten, die von Generation zu Generation weitervererbt werden und einfach versetzt werden können und, die durch unterschiedliche Materialien isoliert werden, um den im Land herrschenden eisigen Temperaturen von teilweise -30 Grad Celsius Stand zu halten. Ziegen, Schafe, Yak bzw. Rinder, Kamele und Pferde gehören zu ihren „Haustieren”. In der Mongolei gibt es auf jeden Fall mehr Ziegen als Menschen. Traditionelle Erzeugnisse der Landwirtschaft sind Fleisch, Milch, Schaf- und Kaschmirwolle, Getreide, Kartoffeln und Gemüse.
Es gibt trotz Austrocknung immer noch 1200 Flüsse und knapp 4000 Seen, darunter ein riesiger Salz- und ein Süßwassersee, der Chöwsgöl Nuur. Letzterer gehört zu den bedeutendsten Süßwasserseen der Welt. Da sie häufig von Gletschern gespeist werden und fernab jeglicher Industriezentren liegen, sind sie fast nicht verschmutzt und besitzen ein sehr klares Wasser
Interessant sind natürlich auch die kyrillische Schrift, Kleidung und Traditionen. Die offizielle Sprache der Mongolei ist Khalkha und wird von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen. Im ganzen Land gibt es aber auch verschiedene Dialekte. Im Westen des Landes wird auch Kasachisch und Tuvanisch gesprochen, beide türkische Sprachen. Mongolen verwenden das kyrillische Alphabet, obwohl es in der Vergangenheit in mongolischer Schrift geschrieben wurde. Das traditionelle Alphabet wird langsam durch die Schulen wieder eingeführt.
Die Mongolen sind zudem sehr gastfreundlich und laden ihre Gäste häufig zum Essen und Trinken ein. Ein typisches Getränk ist dabei die Tasse Milchtee, die vom Familienoberhaupt, der Mutter, serviert wird, um vor allem morgens schon Geister zu vertreiben. Eine weitere Sitte ist es, jemand die Hand zu geben, falls man ihm/ihr auf den Fuß getreten ist. Ein anderes interessantes Merkmal ist der Mongolenfleck, der bei vielen Neugeborenen in asiatischen Ländern auftritt und mit der Pigmentierung der Haut zu tun hat. Er verblasst bis zum Erwachsenenalter.
Auch im Bereich der Kunst hat die Mongolei einiges zu bieten. Es gibt die buddhistische Kunst, wie das Mandala oder die bemalten Töpfchen mit Landschaftsszenen. Auch der typisch mongolische Rachengesang (Urtyn duu) mit den passenden Instrumenten darf nicht fehlen. Die Pferdekopfgeige, eines der mongolische Nationalsymbole, ist eine mit dem Bogen gestrichene, zweisaitige Kastenspießlaute, die am oberen Halsende von einem hölzernen Pferdekopf geziert wird. Es gibt jedoch inzwischen auch Pop- und Rockmusik, aber auch noch traditionelle Volksmusik- und tänze.
Zum Schluss durften wir noch asiatische Süßigkeiten probieren.
Danke, lieber Telmen, für den facettenreichen Einblick in dein Land!
Text und Bilder: Frau Bacher